Verkehrsmelder: Kreta

20.07.2014
von der "alten" Timbo-Seite
von der "alten" Timbo-Seite

Die wichtigste Regel für das Autofahren auf Kreta gleich vorweg: Wer unter den Einheimischen nicht auffallen will, sollte unbedingt vermeiden, auch nur ungefähr die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit zu fahren. Entweder, man fährt 50, wo 100 erlaubt wären, oder man fährt 100, wo man höchstens 50 dürfte.

Perfekte Tarnung für Fortgeschrittene: ersteres mit einem Pickup asiatischer Herkunft tun, vorzugsweise älteren Baujahrs. Alles zwischen Schleichen und Rasen sind Zugereiste und Mietwagen.

Ansonsten herrscht aber unbegrenzte Regelfreiheit. Insbesondere Fahrbahnmarkierungen dienen lediglich dekorativen Zwecken. Von gestrichelt bis doppelt durchgezogen - Bedeutung hat das alles keine. Und was aussieht wie eine Standspur, ist in Wirklichkeit eine weitere Fahrbahn, die, vom Vordermann vorschriftsmäßig durchgehend genutzt, das Überholen auch in unübersichtlichen Kurven erlaubt.
Jedoch Achtung: Das gibt es nur auf den wenigen Hauptstraßen. Auf den Nebenstraßen empfiehlt es sich hingegen nicht, die seitlichen Begrenzungslinie zu überfahren, befindet sich doch dort gerne unmittelbar und frei von jeder hinderlichen Leitplanke ein Abgrund. An manchen Stellen ist gar der Fahrbahnrand samt Seitenline schon dort hinein gebröckelt.
Unnützes Partywissen: Das Schild "Bankett nicht befahrbar" existiert mangels Bankett auf Kreta nicht.

Interessant im Zusammenhang mit Seitenmarkierungen sind die wohl nur auf dieser Insel möglichen Beobachtungen in Sachen "Evolution der Straße", gerade auch unter Umweltgesichtspunkten. Wo nämlich Pflanzen seitlich auf die Fahrbahn wuchern und beginnen, die Sicht auf die Linie zu nehmen, wird einfach eine neue etwas weiter innen gezogen. Es handelt sich im Ergebnis quasi um eine Form von Jahresringen, anhand derer sich nachvollziehen lässt, wie aus mancher vielleicht ehemals mehrspurigen Schnellstraße ein Nadelöhr wurde. Der Natur ihren Raum!

Letzteres gilt übrigens auch für die Verzierung der Fahrbahn mit Schafen, Ziegen oder Geröll. Da gibt man sich enorm viel Mühe. Die letzten Lücken sollen bis Mitte 2015 geschlossen sein, wenn nicht wieder irgendwelche Sicherheits-Fanatiker dazwischenfunken und die Gesteinsbrocken von der Straße schubsen. Das passiert allerdings zum Glück nur alle paar Monate mal.