in memoriam
Es
geschah einmal in einem Naherholungsgebiet, als ich Hundl ausführen
war. Und weil man dieses Tier zwar als "groß", aber mindestens mit
ebensolcher Berechtigung als "friedfertig", ja geradezu "trantütig"
beschreiben konnte, und es auch noch so schnuffig aussah, dass Passanten
bei seinem Anblick häufig in regelrecht ekstatische Verzückung
verfielen, ließ ich es leinen- und sorgenlos die Büsche inspizieren.
Da stand ich also, wartete darauf, dass Monsieur Trägheit sich bequemen
würde, mir weiter zu folgen, und schenkte den sich auf dem Kiesweg
nähernden Laufschritten zunächst keine Beachtung. Das erklärt, dass mir
auch das abrupte Abbrechen dieses Geräuschs zunächst kaum ins
Bewusstsein drang, bis ich hinter mir eine zaghafte Stimme vernahm:
"Hallo?".
Ich drehte mich um und erblickte einen geschätzt vier Meter großen,
schrankförmigen, der Kleidung nach zu urteilen vom Willen zur
sportlichen Betätigung beseelten Mittzwanziger, der mit ausgesprochen
unsportlich zusammengekniffenen Knien ein gutes Stück von mir und dem
überaus desinteressierten Hundetier entfernt stand und mit zitternder
Stimme hervor presste:
"Der tut doch nichts, oder?".
Zu schön war der Anblick, als dass ihm mit einem wahrheitsgemäßen "Nein!" Genüge getan gewesen wäre.
"Verdammt," stieß ich also stattdessen hervor, "ich hab dich gar nicht
kommen hören! Bleib ganz ruhig stehen, vielleicht bemerkt er dich
nicht!"
Tat er doch. Behäbig trottete der Hund zu dem zunehmend verkrampfenden
Sportler und beschnupperte ihn eher mit Verachtung denn mit Neugier.
"Jetzt nicht atmen!", zischte ich, innerlich geradezu berstend vor bösartigem Vergnügen.
Und als Wauzi sich wieder dem Gestrüpp zuwendete, um es mittels
Flüssigkeitsausstoß zu dem seinen zu erklären, raunte ich: "Jetzt
langsam rückwärts gehen. Langsam!"...
Vielleicht schäme ich mich heute ein bisschen meiner dunklen Seiten,
wenn ich daran zurück denke, wie überaus gut gelaunt ich für den Rest
des Spaziergangs war.
Aber nur vielleicht.