Gesellschaftskritik
Gesellschaft.
Dieses Wort entbehrt genau genommen jeden konkreten Inhalts, und doch
wird es permanent in jedem passenden und unpassenden Kontext benutzt.
Am allerliebsten hantieren diejenigen damit, die sich selbst von eben
jener Gesellschaft in irgendeiner Form ausgeschlossen oder verachtet
sehen. Die Gesellschaft mag nicht, wie ich bin. Ich selbst bin natürlich
nicht Teil dieser Gesellschaft, weil ich bin ja so anders. Als wer?
Egal, ich finde, die Gesellschaft sollte das so akzeptieren.
Oder Gesellschaft als Grund. Ich bin eine ganz miese Type, und schuld ist die Gesellschaft, sie hat mich irgendwie dazu gemacht.
Die Gesellschaft lebt, sie handelt, sie bewertet, sie mag oder mag nicht.
Wie, was, wen eigentlich? Fragen wir einen Gesellschaftsforscher.
Origineller Beruf. An gesellschaftlichem Ansehen aber nicht mit
demjenigen eines Arztes zu vergleichen.
Gesellschaft ist überall, und doch betrachtet sie jeder von außen.
Gesellschaft sind eigentlich immer die Anderen. Aber wenn niemand selbst
die Gesellschaft ist, wer ist dann die Gesellschaft?
Man selbst befindet sich allenfalls in guter oder schlechter. Letzteres gerne dann, wenn die Eltern über den Freundeskreis ihres pubertierenden Sohnes sprechen.
Spaßgesellschaft... Jau, ich lach mich tot!
Gesellschaft des bürgerlichen Rechts, Aktiengesellschaft, Gesellschaft
mit beschränkter Haftung - nein, ihr seid zu konkret, ihr seid nicht
gemeint.
Gemeint ist jene Gesellschaft, zu deren selbsternanntem Kritiker jeder Liedermacher wird, der gerade seine Maxi-CD "Schubsen ist nicht okay" herausgebracht hat.
Gesellschaftsfähigkeit. Kann man denn da unfähig sein? Wenn ja, wird man
dann bei repräsentativen Umfragen nicht mehr mitgezählt?
Keine Ahnung.
Inhaltsleere, soweit das Auge reicht.
Ich persönlich sage jetzt mal: Gesellschaft ist ein moosbewachsenes Insekt mit viereckiger Brille und viel zu großen Ohren.
Kann mir einer was anderes beweisen?