Freunde und Helfer
Freunde und Helfer, die einem zur Seite springen, wenn man dessen bedürftig erscheint, sind etwas Wunderbares. Auch wenn sie technischer Art sind.
Unser neuer WG-Kühlschrank zum Beispiel. Schließt man ihn - vielleicht weil in Eile - nicht richtig, oder lässt man ihn - vielleicht weil gedankenlos - zu lange offen, was sowohl die Kühltemperatur als auch die Stromrechnung negativ zu beeinflussen droht, dann weist er durch deutliches Piepen freundlich aber bestimmt darauf hin. Vor allem bestimmt. Sehr bestimmt. So bestimmt, dass man dieses Geräusch unbedingt vermeiden möchte. Und weil die Auffassung unseres Helfers, wie lange "zu lange" sei, durchaus streng ist, reißt man eben alles, was man braucht, im Wettlauf mit dem Pieps-Countdown hektisch aus dem Kühlschrank und wirft das, was übrig ist, danach ebenso hektisch wieder hinein. Für Ordnung lassen die ökologischen und ökonomischen Vorstellungen des technischen Mitbewohners keine Zeit. Findet dann der Nächste, der etwas aus dem Kühlschrank braucht, wegen der Unordnung die gesuchte Leckerei nicht auf Anhieb, kann der sich das Gepiepe antun.
Mein "liebster" Freund und Helfer hat sich längst verabschiedet, bleibt aber unvergessen. Im Gegensatz zum Kühlschrank klein und tonlos, dafür nicht minder ungebeten und beharrlich erschien er buchstäblich auf der Bildfläche. "Offensichtlich wollen Sie einen Brief schreiben", konstatierte er, seines Zeichens nervös herumzuckende, glotzäugige Büroklammer, meistens dann, wenn ich gerade etwas völlig anderes als einen Brief schrieb.
Aus purer Neugier nahm ich das damit verbundene Hilfsangebot ein einziges Mal an und musste feststellen, dass das Schreiben eines Briefes durchaus zu einer nur schwer zu bewältigenden Aufgabe wissenschaftlichen Kalibers werden kann. Viele andere Male hingegen wünschte ich mir, ich hätte in den Computerbildschirm hineingreifen, die zappelnde Klammer packen, vor mein Gesicht zerren und anschreien können: "Ich will gar keinen Brief schreiben, Mistklammer! Und selbst wenn ich es wollte, ginge es sehr gut ohne deine Hilfe! Ich habe schon Briefe geschrieben, da gab's dich noch gar nicht!! Wenn du mir wirklich helfen willst, dann LÖSCH DICH!!!!"
Letzteres war nämlich für den Computerbenutzer nicht einfach. Erst ein sehr Bewanderter konnte mir helfen, das weit verbreitete Problem zu lösen. Und von da an schrieb es sich sehr schön - ob Brief oder nicht.