Ein langes Leben

15.12.2011
erstmals veröffentlicht in !SZENE am 14.02.2003
erstmals veröffentlicht in !SZENE am 14.02.2003

Hurra! Ich lebe noch! Und damit das so bleibt, muss ich weiterhin fleißig Klavier spielen. Denn das verlängert das Leben. Dieses fantastische Ergebnis einer oder mehrerer oder etlicher Studie(n) habe ich bereits einige Male gelesen.
Und jedes Mal habe ich mich gefragt: Kann ich also meinen Zigarettenkonsum bedenkenlos steigern und die Fertig-Pizza-Industrie zukünftig im Alleingang am Leben erhalten, wenn ich nur ausreichend klimpere?

Und überhaupt: Wurde hier aufgrund eines Anfangsverdachts gezielt geforscht? Oder gibt es - was so manches ähnliche Ergebnis derartiger Untersuchungen nahe legt - bereits unzählige ziellose Versuche bezüglich der lebensverlängernden Wirkung davon, Radio zu hören, bevorzugt Baumwollunterhosen zu tragen oder weniger bei rot über die Ampel zu gehen?

Außerdem: Wie lange braucht man für die Gewinnung solch dringend notwendiger Erkenntnisse? Was kostet das? Und wer bezahlt die Leute?

Aber vor allem: Was soll der Nutzen, was die Folge eines solchen Wissensgewinns für uns alle sein?
Dass der gesundheitsbewusste Mensch jetzt beginnt, seine musikalische Ader zu fördern oder überhaupt erst zu entdecken? Dass man künftig lieber zum Klavierunterricht geht als zum Heilpraktiker? Dass in Wellness-Oasen Flügel aufgestellt werden, auf denen der Kunde zum Abschluss seines Programms noch schnell mit dem Zeigefinger "Alle meine Entchen" intonieren kann?
Dass ich nicht lache!

Lachen übrigens, so das Ergebnis mindestens einer weiteren Studie, verlängert das Leben ebenfalls. Da soll die Gesellschaft mal froh sein, dass ich beim Klavierspielen nicht noch regelmäßig in Heiterkeit ausbreche. Ich würde sonst dereinst untragbar für die Rentenversicherung.