Ein langes Leben
Hurra! Ich lebe noch! Und damit das so bleibt, muss ich weiterhin
fleißig Klavier spielen. Denn das verlängert das Leben. Dieses
fantastische Ergebnis einer oder mehrerer oder etlicher Studie(n) habe
ich bereits einige Male gelesen.
Und jedes Mal habe ich mich gefragt: Kann ich also meinen
Zigarettenkonsum bedenkenlos steigern und die Fertig-Pizza-Industrie
zukünftig im Alleingang am Leben erhalten, wenn ich nur ausreichend
klimpere?
Und überhaupt: Wurde hier aufgrund eines Anfangsverdachts gezielt geforscht? Oder gibt
es - was so manches ähnliche Ergebnis derartiger Untersuchungen nahe
legt - bereits unzählige ziellose Versuche bezüglich der
lebensverlängernden Wirkung davon, Radio zu hören, bevorzugt
Baumwollunterhosen zu tragen oder weniger bei rot über die Ampel zu
gehen?
Außerdem: Wie lange braucht man für die Gewinnung solch dringend notwendiger Erkenntnisse? Was kostet das? Und wer bezahlt die Leute?
Aber vor allem: Was soll der Nutzen, was die Folge eines solchen Wissensgewinns für uns alle sein?
Dass der gesundheitsbewusste Mensch jetzt beginnt, seine musikalische
Ader zu fördern oder überhaupt erst zu entdecken? Dass man künftig
lieber zum Klavierunterricht geht als zum Heilpraktiker? Dass in
Wellness-Oasen Flügel aufgestellt werden, auf denen der Kunde zum
Abschluss seines Programms noch schnell mit dem Zeigefinger "Alle meine
Entchen" intonieren kann?
Dass ich nicht lache!
Lachen übrigens, so das Ergebnis mindestens einer weiteren Studie, verlängert das Leben ebenfalls. Da soll die Gesellschaft mal froh sein, dass ich beim Klavierspielen nicht noch regelmäßig in Heiterkeit ausbreche. Ich würde sonst dereinst untragbar für die Rentenversicherung.